Arzt & Autor · ADHS, Spannungsintelligenz, moderne Medizin
Diese Seite bündelt meine Arbeit, meine Texte und die Innenräume, die ich öffentlich zugänglich mache.
Ich sitze hier. Das Licht ist gedämpft, und endlich ist niemand mehr da, der etwas von mir braucht. Mein Körper ist müde, mein Kopf nicht. Das ist fast immer so. Ich atme flach, aber es reicht, um nicht zu kippen. Ich spüre den Tag noch in mir. Die Menschen, die Entscheidungen, die Verantwortung. Alles hängt noch an mir, wie Fäden, die ich nicht abschütteln kann. Es ist still. Manchmal rettet mich diese Stille, manchmal erschlägt sie mich. Heute weiß ich noch nicht, was von beidem es wird. Ich wäre gern leichter. Unbelasteter. Einfach ein Mensch, nicht der, der alles zusammenhält. Aber ich bin da. Trotz allem. Mit dieser Müdigkeit, dieser Schwere, diesem Rest von Hoffnung, den ich niemandem zeige. In mir ist ein Raum, den keiner kennt. Er ist nicht dunkel. Nur leise. So leise, dass ich ihn kaum selbst höre. Vielleicht reicht das. Heute. Einfach hier sein. Atmen. Weiter.
Ich sitze. Ich sitze hier. Ich sitze hier und höre meinen Atem. Ein Atem. Noch ein Atem. Der gleiche, und doch ein anderer. Der Tag liegt in mir. Er liegt in mir wie Staub. Staub, der sich setzt. Staub, der sich wieder hebt. Ich bin müde. Müde in den Rändern. Nicht im Zentrum. Nie im Zentrum. Der Körper kennt die Grenze. Der Kopf verschiebt sie. Wieder. Und wieder. Heute trägt er mich. Noch. Nur noch heute. Vielleicht nur diesen Moment. Morgen ist ein anderer Takt. Ein verschobener Schlag. Ein neues Muster. Weiter. Immer weiter.
Es gibt Momente. Momente, in denen nichts passiert. Und doch alles da ist. Immer da. Sorgen. Verantwortung. Stimmen. Stimmen, die bleiben. Stimmen, die wiederkehren. Ich bleibe still. Ich bleibe still, damit nichts fällt. Ich bleibe still, damit nichts eindringt. Ein Innenraum. Ein Außenraum. Ein schmaler Rand dazwischen. So entstehen Zwischenräume. Leise. Wiederkehrend. Unhörbar. Und doch tragend. Immer tragend.
Etwas steht über mir. Nicht drohend. Nur da. Ein Gewicht ohne Form. Form ohne Gewicht. Ein Gedanke. Ein Satz ohne Stimme. Ein Satz, der wiederkehrt. Der gleiche. Und doch verschoben. Vielleicht ist es die Summe. Die Summe des Ungesagten. Die Summe der Jahre. Vielleicht bin es ich. Ich im Warten. Ich im Übergang. Ich zwischen zwei Pulsschlägen. Bis dahin gehe ich. Schritt. Noch ein Schritt. Leise. Konsequent. Und näher bei mir, als es die Welt jemals sieht.
Es gibt eine Schicht in mir, die niemand sieht. Nicht einmal ich, wenn der Tag laut ist. Aber nachts, wenn alles still wird, beginnt sie zu atmen. Dort liegt das, was ich nie gezeigt habe: die Müdigkeit, die Stärke, die Wunde, die Liebe. Ich renne nicht, um zu fliehen. Ich renne, weil mein Herz sich nur in Bewegung beruhigt. Und doch will ein Teil von mir einfach sitzen. Einfach atmen. Einfach gehalten werden, ohne erklären zu müssen, warum es so schwer ist, Mensch zu sein mit diesem Feuer im Kopf und dieser Stille im Brustkorb. Ich bin ein Mensch, der tiefer fühlt, als Worte reichen. Und manchmal, wenn ich für einen Moment die Welt ausblende, spüre ich es: Da ist etwas in mir, das nicht brennt, nicht kämpft, nicht rennt – sondern einfach lebt. Leise. Warm. Unverrückbar.
Facharzt für Allgemeinmedizin, Leitung eines ADHS-Diagnostikzentrums, Arzt, der schreibt.
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